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Hände gut – alles gut!
Der richtige Einsatz von Sicherheitsmessern

Foto: Martor
Ein gutes Werkzeug ist für den Arbeitsschutz ähnlich wichtig wie die persönliche Schutzausrüstung (PSA). Das gilt beim Handschutz zum Beispiel für den Einsatz und Umgang von Sicherheitsmessern. Wir erklären, worauf es dabei ankommt.
Text: Holger Schmalz
AUF DEN PUNKT:
- Mehr als die Hälfte aller Arbeitsunfälle mit Handwerkzeugen passieren mit Messern
- Verschiedene Arten von Sicherheitsmessern eignen sich für unterschiedliche Einsatzgebiete
- Klingenschärfe, Klingenlänge und die Schneidtechnik sind für die sichere Handhabung wichtig
Werden in Ihrem Unternehmen Sicherheitsmesser eingesetzt? Wissen Sie, in welchen Bereichen mit handgeführten Messern gearbeitet wird? Gibt es dort ordentliche Arbeitsanweisungen oder gar Messerpläne? Allein ein Blick in die Statistik zeigt, dass es sinnvoll ist, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) werden jedes Jahr zwischen 35.000 und 42.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle mit unsicheren, handgeführten Messern registriert. Damit sind die Messerunfälle bei den Verletzungen mit Handwerkzeugen ein trauriger Spitzenreiter mit immer nahezu identischen 56 bis 58 Prozent Anteil.
Die häufigsten Ursachen sind:
- Messer mit fest stehenden Klingen, die sich nach dem Schnitt nicht automatisch zurückziehen. Dazu gehört auch die unsachgemäße Nutzung von Cutter-Messern
- das Abrutschen der Klinge während des Schneidvorgangs, zum Beispiel beim Öffnen von Silikon-Kartuschen
- im Arbeitsbereich liegende Messer mit offenen Klingen
- unsachgemäßer Umgang, zum Beispiel bei Nutzung als Hilfswerkzeug oder Schaber
Drei Kategorien von Sicherheitsmessern
In den meisten Fällen können diese Gefahren mit Sicherheitsmessern deutlich reduziert bis ausgeschlossen werden. Hier ist es jedoch sehr wichtig, das richtige Messer für den richtigen Einsatz zu verwenden. In der Regel gibt es drei Hauptkategorien von Sicherheitsmessern:
Messer mit halbautomatischem Klingenrückzug
Diese Messer beinhalten die einfachste Sicherheitstechnik. Es handelt sich in der Regel um sogenannte Daumenschieber, die anwendende Person muss die Klinge also mit dem Daumen nach vorne schieben. Sobald man den Daumen vom Schieber nimmt, springt die Klinge in das Gehäuse zurück. Diese Messer werden gern verwendet, da sie erstens günstig sind und zweitens den bekannten Cuttern am ähnlichsten sehen. Sie haben jedoch zwei wesentliche Nachteile:
- Eine Fehlanwendung ist vorprogrammiert. Wenn die Klinge ins Material eingetaucht ist, muss der Daumen vom Schieber genommen werden. So springt die Klinge automatisch zurück, wenn das Messer abrutscht.
- Diese Messer haben meist eine viel zu lange Klinge für das zu schneidende Material. Eine vier Zentimeter lange Klinge ist unnötig, wenn Folien und dünne Kartons geschnitten werden. Die Gefahr der Warenbeschädigung ist hier enorm hoch.
Messer mit vollautomatischem Klingenrückzug
Gute und ergonomisch sinnvolle Messer dieser Kategorie sind mit einem Zangengriff ausgestattet. Somit greift die ganze Hand und die arbeitende Person kann sich voll auf den Schneidvorgang konzentrieren. Die oben beschriebene Fehlanwendung ist hier ausgeschlossen. Auch bei gedrücktem Zangengriff springt die Klinge vollautomatisch in das Messergehäuse zurück, wenn sie – gewollt oder ungewollt – aus dem Material herausfährt. Diese Messer sind vor allem geeignet für etwas schwerere Arbeiten, zum Beispiel zwei- bis dreilagige Kartons oder Filze. Für das Schneiden von Folie eignen sie sich nur bedingt.
Messer mit verdeckt liegender Klinge
Die Klingen sind so konstruiert, dass die Nutzer sie nicht berühren können. Damit ist auch der Klingenwechsel vollkommen ungefährlich. In der Regel sind die Schneidflächen mit Kunststoff umspritzt und haben lediglich einen engen Schneidkanal von etwa fünf bis sieben Millimetern. Diese Messer eignen sich hervorragend für ein- bis zweiwellige Kartons bis sechs Millimeter Stärke, Kunststoff-Umreifungsbänder und dünne Folien. Sie bieten höchste Sicherheit für Mensch und Material.

Tipps für den sicheren Umgang mit Messern
- Klingenschärfe: Achten Sie darauf, dass die Klinge immer scharf ist! Häufig denken die handelnden Personen, sie sparen dem Unternehmen Geld, wenn sie möglichst lange mit einer Klinge schneiden. Die Klinge ist der kleinste Kostenfaktor am Messer. Die Gefahr durch unkontrollierten Klingenbruch steigt jedoch bei stumpfer Klinge rapide.
- Klingenlänge: Wenn Sie keine dicken Schaumstoffe oder Styropor-Platten schneiden, benötigen Sie keine lange Klinge. Kartonagen sind bis maximal zehn Millimetern mit Messern schneidbar. Es reicht üblicherweise aus, eine Klinge mit 9 bis 17 Millimeter Klingenlänge einzusetzen. Neben der Verringerung des Verletzungsrisikos ist auch die Gefahr von Klingenbruch sowie von Warenbeschädigungen deutlich minimiert.
- Schneidtechnik: Wenn Sie beispielsweise mit einem Messer mit verdeckt liegender Klinge ein Umreifungsband schneiden, vermeiden Sie den Fehler, das Band im 90-Grad-Winkel zu schneiden. Hier ist die Spannkraft des Bandes am geringsten. Setzen Sie das Messer etwa im 45-Grad-Winkel an und ziehen Sie es zu sich herunter. Die zweite Hand liegt auf dem oberen Bandabschnitt und verhindert so ein Zurückspringen.
Die richtige Wahl treffen
Achten Sie bei der Auswahl Ihres Sicherheitsmessers auf Qualität und Service des Anbieters. Namhafte Unternehmen bieten neben Vor-Ort-Begehungen auch kostenlose Online-Beratungen an oder erstellen auf Wunsch Messerpläne. Dazu sollte es ein umfangreiches Angebot an Schulungsvideos, Sicherheitspostern, Zertifikaten und Anleitungen auf der Webseite des Herstellers geben.
DER AUTOR
Holger Schmalz arbeitet bei Martor als Vertriebsleiter für die DACH-Region. Das Solinger Familienunternehmen stellt Premium-Schneidwerkzeuge für berufliche und industrielle Zwecke her. Dabei ist Martor vor allem auf Sicherheitsmesser spezialisiert.