Mehr Unfälle bei Hitze und Kälte

Extreme Temperaturen, sowohl Hitze als auch Kälte, führen zu einer signifikanten Erhöhung der Unfallzahlen bei der Arbeit und auf den Arbeitswegen. Das zeigt eine statistische Analyse der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Heißere Sommer und mildere Winter – das sind die zu erwartenden Folgen des Klimawandels. Wie sich extreme Temperaturen auf die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle auswirkt, hat nun die DGUV untersucht. Ergebnis: Im Vergleich zu mittleren Außentemperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius nahmen die Arbeitsunfälle ab einer Tageshöchsttemperatur von 30 Grad um etwa sieben Prozent zu. Bei sehr kalten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zeigte sich eine Zunahme um rund acht Prozent.

Hitze im Fokus der Forschung

„Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, dass sich der Arbeitsschutz noch intensiver mit dem Einfluss der Witterung auf das Unfallrisiko befassen muss“, sagt Dr. Edlyn Höller, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der DGUV. Statistische Zusammenhänge ließen noch keine Aussagen über Ursachen zu. „Bekannt ist aber: Extreme Temperaturen können nicht nur direkte Auswirkungen auf die Gesundheit haben, sie haben auch indirekte Effekte. Beispielsweise kann Hitzestress die Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit beeinträchtigen, während problematische Verkehrsbedingungen bei Glätte oder Hitze das Unfallrisiko erhöhen.“

Auswirkungen auf Wegeunfälle

Bei Wegeunfällen hat Kälte deutlich stärkere Effekte als Hitze. An einem Tag mit einer Höchsttemperatur unter 0 Grad Celsius ereignen sich laut Analyse fast doppelt so viele Wegeunfälle außerhalb des Straßenverkehrs als an einem vergleichbaren Tag mit einer Höchsttemperatur zwischen 10 und 15 Grad. Hierbei dürfte es sich vor allem um Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle handeln. Aber auch die Zahl der Wegeunfälle im Straßenverkehr steigt an solchen Tagen um etwa 20 Prozent.

Der Effekt hoher Temperaturen ab 30 Grad ist mit rund zwölf Prozent über alle Wegeunfälle gesehen deutlich geringer, jedoch immer noch größer als der Effekt auf Arbeitsunfälle. Vor allem Wegeunfälle im Straßenverkehr nehmen an heißen Tagen deutlich zu.

Ausblick

Die DGUV-Statistik erlaubt eine Annahme zur künftigen Entwicklung des Unfallgeschehens: Gibt es künftig aufgrund des Klimawandels weniger Frosttage, könnte sich das vor allem auf Wegeunfälle und Dienstwegeunfälle positiv auswirken. Dagegen dürften die Gefahren durch hohe Temperaturen steigen. „Mit Blick auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen muss es unser Ziel sein, insbesondere die Auswirkungen von Hitze weiter zu erforschen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln“, sagt Edlyn Höller.

Analyse-Methode

Für die Erhebung wurden Arbeitsunfall- und Wegeunfall-Daten der Unfallversicherungsträger mit Daten des Deutschen Wetterdienstes kombiniert. Betrachtet wurde die hochgerechnete Zahl der Unfälle von abhängig Beschäftigten pro Tag und Postleitzahl-Gebiet, wobei unterschiedliche Eingrenzungen nach Unfallarten erfolgten. Für Deutschland beziffert der Deutsche Wetterdienst den Anstieg der mittleren Lufttemperatur zwischen 1881 und 2024 mit 1,9 Grad Celsius, was deutlich mehr ist als der weltweite Durchschnitt von etwa 1,55 Grad Celsius. Ein großer Teil dieses Anstieges hat in den letzten beiden Dekaden stattgefunden. Insbesondere die Zahl der „heißen Tage“ mit mindestens 30 Grad Celsius hat sich laut Wetteraufzeichnungen demnach seit den 1950er Jahren etwa verdreifacht.  

Ein Artikel von
Redaktion Prävention aktuell

14. August 2025

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Wissen