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Sportlich, nachhaltig – und auch digital
Trends bei Sicherheitsschuhen
Sicherheitsschuhe haben in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Wandel durchlaufen. Sie sind längst nicht mehr dieser klobige und unattraktive, aber eben notwendige Teil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Stattdessen vereinen sie Design, Komfort und innovative Technologien zum Wohle der Gesundheit ihrer Trägerinnen und Träger.
Text: Holger Toth (Redaktion)
AUF DEN PUNKT
- Sicherheitsschuhhersteller müssen Kundenwünschen gerecht werden, ohne die Schutzfunktion zu vernachlässigen
- Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle
- Verbesserte Materialien und Technologien dürften in Zukunft den Markt prägen
An erster Stelle steht bei einem Sicherheitsschuh naturgemäß eines: die Sicherheit. Egal, ob die Nutzer im Großhandel tätig sind und „nur“ die Sicherheitsklasse S1 mit Zehenschutzkappe benötigen oder ob sie auf Baustellen arbeiten und zusätzlich das wasserabweisende Material und eine durchtrittsichere Sohle der Klasse S3 unabdingbar sind. Doch eine gute Grundausstattung reicht inzwischen kaum noch aus, um sich von den Mitbewerbern abzuheben. Deshalb bemühen sich viele Hersteller verstärkt darum, die Wünsche ihrer Kunden bei neuen Entwicklungen zu berücksichtigen.
Im Trend: Sportliches Design und hoher Tragekomfort
Lutz Hentrey ist jemand, der sich mit aktuellen Trends und Kundenwünschen bestens auskennt. Er arbeitet als Produktmanager beim niederrheinischen Sicherheitsschuhhersteller Elten. „Die Kundenwünsche sind so vielfältig wie die Branchen, in denen Sicherheitsschuhe vorgeschrieben sind“, sagt er. Insgesamt gehe die Nachfrage seit Jahren in Richtung leichter und sportlicher Sicherheitsschuhe, die aktuelle Trends aufgreifen.
Sicherheitsschuhe, die optisch kaum von Freizeitschuhen wie zum Beispiel Sneakern zu unterscheiden sind, werden also immer beliebter – zumindest in einigen Branchen. „Im Bausektor zum Beispiel muss ein Sicherheitsschuh extrem robust und leicht zu reinigen sein. Da ist der Sneaker-Style mit vielen Nähten eher fehl am Platz“, führt Hentrey aus. Dennoch sind selbst bei diesen robusten Schuhen optische Neuerungen zu finden: So sorgen etwa farbige Sohlen oder High-Tech-Verschlusssysteme für einen moderneren Look.
Die Optik ist allerdings nur ein Kriterium. Gerade der Tragekomfort spielt eine zentrale Rolle, denn viele Arbeiter verbringen den Großteil des Tages auf den Beinen. Elten reagiert darauf mit modernen Dämpfungstechnologien. „Mit unseren Wellmaxx-Modellen und dem rückfedernden Partikelschaum Infinergy von BASF bieten wir eine besonders gute Dämpfung“, erklärt Hentrey. Diese Technologie ermöglicht eine merkliche Reduktion der Belastung für die Füße und Gelenke, was den Trägern bei langen Arbeitstagen zugutekommt.
Orthopädische Sprechtage und individuelle Anpassungen
Elten geht mit orthopädischen Lösungen für die Sicherheitsschuhe noch einen Schritt weiter. „Unsere Kunden legen großen Wert auf eine gute Passform und Bequemlichkeit“, betont Hentrey. Um dem gerecht zu werden, sind bei dem Unternehmen aus Uedem am Niederrhein Fußvermessungen und individuelle Anpassungen möglich. Zudem gibt es sogenannte orthopädische Sprechtage, bei denen hauseigene Orthopädieschuhmacher und -meister in Unternehmen kommen und die Füße der Mitarbeiter mit 3-D-Scannern vermessen. Sind Einlagen oder andere orthopädische Hilfsmittel notwendig, werden diese auf Wunsch in der eigenen Orthopädieschuhmacherwerkstatt maßgeschneidert.
Diese Maßnahmen sind besonders für Arbeitnehmer mit bestehenden Fußproblemen von großer Bedeutung. Menschen mit Deformitäten – wie sie beispielsweise bei Diabetikern vorkommen können – können bei Elten spezielle Schuhe wie den „Dialution“ erwerben. Dieses Modell hat eine weite Schaftöffnung und eine geräumige Zehenschutzkappe, um Druckstellen zu vermeiden. Auch die Option auf herausnehmbare Innenschuhe sorgt für zusätzlichen Komfort. „Unser Ziel ist es, den Füßen unserer Kunden den bestmöglichen Schutz und Komfort zu bieten“, fasst Hentrey zusammen.
Innovative Materialien: leichter und robuster
Ein weiteres großes Thema in der Entwicklung moderner Sicherheitsschuhe sind die verwendeten Materialien. Während früher vor allem Leder dominierte, kommen heute immer mehr High-Tech-Materialien zum Einsatz. „Mit Extraguard setzen wir auf ein neues Obermaterial aus dem Hause Gore-Tex, das 40 Prozent leichter ist als Leder und trotzdem sehr robust“, erläutert Hentrey. Dieses Material ist besonders für Berufe geeignet, in denen die Schuhe starken Belastungen und rauen Bedingungen ausgesetzt sind, wie im Straßenbau oder im Garten- und Landschaftsbau. „Das Material bleibt auch bei Nässe leicht und nimmt selbst nach längerer Nutzung kaum Feuchtigkeit von außen auf“, beschreibt der Produktmanager die Vorteile. Zudem trockne Extraguard schnell. Dadurch ist es ideal für Berufe, in denen die Schuhe oft feucht werden.
Nachhaltigkeit als zentraler Pfeiler
Neben Komfort und Funktionalität liegt das Augenmerk der PSA-Hersteller auch verstärkt auf der Nachhaltigkeit, angefangen von den Materialien über die Produktion bis hin zu den Lieferketten. Das gilt auch für das Beispiel Elten, wie Hentrey verdeutlicht: „Als Familienunternehmen ist es uns besonders wichtig, an die nachfolgenden Generationen zu denken.“ Elten verfolgt dabei einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Konkret bedeutet das: „Wir setzen auf recycelte Materialien sowie eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Produktion“, sagt Hentrey.
Doch der Nachhaltigkeitsanspruch geht noch weiter: Unternehmerische Verantwortung bedeute für Elten auch, die Stärkung von Sozialstandards in der Wertschöpfung und die Partnerschaft mit Projekten im Bereich der Kreislaufwirtschaft in den Fokus zu rücken. „Nachhaltigkeit verstehen wir als fortlaufenden Prozess, den wir kontinuierlich und abteilungsübergreifend in Projektteams weiterentwickeln“, betont Hentrey.
In seinem Weg sieht sich Elten durch die öffentliche Wahrnehmung der Nachhaltigkeitsbemühungen bestärkt. Zuletzt zeichnete EcoVadis – eine unabhängige Organisation, die Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung bewertet – den PSA-Hersteller mit dem Platin-Status aus. „Das ist das höchste Zertifizierungslevel“, unterstreicht Hentrey. „Nur ein Prozent aller bewerteten Unternehmen unserer Branche hat diesen Status in den vergangenen zwölf Monaten erreicht.“ Diese Auszeichnung sei für das Unternehmen Bestätigung und Ansporn zugleich, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen.
Digitale Technologien und Ideen
Auch die Digitalisierung hält langsam Einzug in die Sicherheitsschuhbranche. „Es gibt immer wieder Ideen und Ansätze, Sicherheitsschuhe smart zu machen“, erklärt Hentrey. Ein Beispiel hierfür ist ein Elten-Feuerwehrstiefel namens „Curtis GTX ESD HI3 CI WR Typ F2A“. Das Modell ist mit einer Tasche für RFID-Chips ausgestattet. Diese dienen zur eindeutigen Kennzeichnung von Ausrüstungsgegenständen bei Feuerwehren und Rettungsdiensten. „Wir experimentieren natürlich auch mit anderen Technologien“, betont Hentrey. „Aber da gibt es viele Fallstricke: Halten sensible Technologien den harten Arbeitsumgebungen der Sicherheitsschuhe stand? Wie wirkt sich der Einsatz von Technologie auf den späteren Verkaufspreis aus? Und in Zeiten, in denen nachhaltige Sicherheitsschuhe eine immer wichtigere Rolle spielen, muss man sich natürlich auch überlegen, wie integrierte Technologien entsorgt werden können.“
Die Zukunft: sportlicher, leichter und nachhaltiger
Neue Ideen wird es auch in Zukunft geben. „Wir sind offen für alles, aber es muss auch Sinn machen“, bringt es Lutz Hentrey auf den Punkt. Er geht davon aus, dass Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen wird. Optisch dürften seiner Meinung nach Sicherheitsschuhe noch sportlicher, leichter und farbenfroher werden – und sich kaum noch von Freizeitschuhen unterscheiden lassen. Allerdings würden die Entwicklungen im Design der Sicherheitsschuhe länger dauern als bei Freizeitschuhen. Der Grund ist plausibel: „Die Qualitätsanforderungen an Sicherheitsschuhe sind hoch. Sie werden Materialtests und Zertifizierungsverfahren unterzogen.“
Sicherheitsschuhe sind heutzutage also weit mehr als nur PSA. Selbstverständlich bleibt die Schutzfunktion das Wichtigste. Darüber hinaus verbinden die Schuhe Funktionalität, Komfort, Design und Nachhaltigkeit auf eine Weise, die den Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird und gleichzeitig den hohen Anforderungen in verschiedenen Branchen entspricht. „Gute Ideen gibt es viele, aber letzten Endes muss ein Sicherheitsschuh in erster Linie der Norm entsprechen“, fasst Hentrey zusammen und spricht abschließend wohl stellvertretend für alle Produktmanager von PSA-Herstellern: „Wenn er zusätzlich eine ideale Passform hat, nicht zu sehr nach Sicherheitsschuh aussieht und außerdem noch einen attraktiven Preis hat, haben wir einen guten Job gemacht.“